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Glaubenssätze

  • Kristina Räder
  • 19. Feb. 2021
  • 3 Min. Lesezeit


Glauben manche Menschen/Trainer wirklich noch, dass der Hund Dinge absichtlich nicht macht, um ihnen mal so richtig zu zeigen, wer der Chef im Ring ist?

Gestern Abend bei meinem Junghundewissen Teil 1 Online-Seminar, kam diese Frage wieder auf. Bzw. wurde der Konflikt von einer Teilnehmerin beschrieben, den sie immer wieder mit ihrem Hund im Training gespürt hatte und auch diese Aussagen hin das Gehörte nie mit ihrem Bauchgefühl kompatibel war!

Macht man sich bewusst, wie Hunde lernen und weiß über die Tatsache, dass dieser Aussage von oben ein absichtsvolles Handeln entstehend aus komplexem Lernen vorangehen müsste, erschlägt sich das Argument, oder diese Floskel eigentlich ganz schnell von alleine.

Hunde sind intelligente, soziale Lebewesen, die canidentypisch sehr geselliges und pro-soziales Verhalten an den Tag legen. Die wenigsten von ihnen sind daran interessiert, in bestehenden Gruppenkonstellationen ständig durch Streben nach mehr für Unruhe zu sorgen. Dieses Positionsstreben hat jedoch selten etwas mit dem Training, sondern vielmehr mit der eigenen Persönlichkeit zu tun und wenn es so ist, dann zieht es sich meist durch das Leben mit diesem Hund, wie ein roter Faden.

Schaue ich mir ein Training an, egal ob dies jetzt die Dummy- /Rettungshunde- oder jagdliche Arbeit betrifft, stellen hier ganz andere Dinge eine Herausforderung an das Mensch-Hund-Team dar.

Wie oft verstehen Hunde einfach überhaupt nicht, was von ihnen erwartet wird?

Wie oft habe ich als Mensch eine ganz banal miserable Lernumgebung geschaffen?

Wie oft war eine Aufgabe zu schwer, oder im Umkehrschluss auch einfach zu leicht und der Hund langweilt sich zu Tode? (Kennt man übrigens auch von Kindern in der Schule)

Wie oft war ich selbst einfach nicht bewusst bei der Sache?

Wie oft habe ich meine vielleicht schlechte Laune mit ins Training gebracht?

Wie oft war ich einfach nur inkonsequent im Umsetzen von Kommandos und der Hund kennt mittlerweile einfach einen großen Interpretationsspielraum, sobald ich dann jedoch "Druck" von einem Trainer bekomme, muss das funktionieren?

........

Es gibt so viele Gründe, warum Schwierigkeiten im Training auftreten. Dass ein Hund eine Absicht verfolgt, mit der er berechnet, dass ich mich dann mal richtig darüber aufregen werde -----> Menschliches Denken, menschliche Interpretation und meines Erachtens auch mangelhafte Beobachtungsgabe.

Das könnte ich jetzt gut mit dem netten Vorwurf an manche Tierärzte gleichsetzen, den ein sehr weiser aus dieser Riege in meiner Ausbildung zur THP ganz gerne zu sagen pflegte: "Wenn einem nichts besseres mehr einfällt: Antibiose + Cortison rein, eins von beiden wird schon was bringen."

Genauso verhält es sich mit dem "Jetzt will er dir mal zeigen, wer hier der Chef ist." ---> Man weiß einfach nichts besseres und hat keinen schlauen Einfall.

Ja, es gibt Situationen, in denen der Hund einfach seine Bedürfnisse über die Aufgabe stellt. Er (oder auch sie, wir wollen das hier nicht nur auf die Jungs beziehen, auch die Mädels können sowas:-)) pinkelt ins Gelände, weil es scheinbar spannend roch, kommt nicht sofort zurück, weil man noch was spannenderes unterwegs gefunden hat. Nimmt die Beute nicht auf und und und.....

Das hat durchaus etwas mit mangelndem Gehorsam zu tun, dies jedoch wiederum nicht mit der Absicht des Hundes mir einen reinzuwürgen, sondern schlicht und ergreifend mit meiner Inkonsequenz oder auch vielleicht noch nicht ausreichend geschulten Beobachtungsgabe? Jeder lernt immer wieder im Training, nicht nur dein Hund!

Versteh mich nicht falsch! Ich gehöre nicht zu denen, die ohne Regeln und Grenzen leben und diese auch im Training abrufen und selbstverständlich: Passieren Dinge im Training, die unerwünscht sind, dann ist sinnvolles Handeln gefragt.

ABER: Ich gehe nie davon aus, dass mein Hund das jetzt mit Absicht gemacht hat! Und mit solchen Gedanken halte ich mich auch gar nicht auf! Wichtiger ist mir vielmehr hinzusehen und eine Idee zu bekommen:

Erstens: Warum ist es passiert? und Zweitens: Was kann ich tun um es in Zukunft zu verhindern und welche Bereiche muss ich mir bei dem Mensch-Hund-Team vielleicht doch mal näher anschauen, wenn etwas immer wieder auftritt.

So genanntes "Fehlverhalten" kann so viele Gründe haben, schau einfach mal genauer hin!

Ich wünsche euch einen guten Start ins Wochenende mit einem guten Blick fürs Wesentliche!

Du hast Fragen? melde dich gerne!

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